3 Fragen-Interview mit Prof. Dr. Werner Schnatterbeck

Den Anfang unserer neuen Interviewserie wollen wir mit Herrn Professor Dr. Werner Schnatterbeck, anlässlich seines siebzigsten Geburtstags, machen.

Name:Schnatterbeck
Vorname:Professor Dr. Werner
Beruf:Oberschulamtspräsident a. D.
Familie:verheiratet, 4 Kinder, 5 Enkelkinder
Politische Kernkompetenzen:Die sollen mir von meinen Mitmenschen aufgrund Ihrer Erfahrungen mit mir zugeschrieben werden.
Lebensmotto/politisches Motto:Seit meiner Zeit in der Jugendarbeit: „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!“ (Don Bosco)

 

Pressesprecher CDU Bruchsal:Herr Professor Dr. Schnatterbeck, zuerst einmal nachträglich herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Geburtstag am vergangenen Mittwoch. Wir freuen uns, dass wir mit Ihnen unser neues Konzept „3 Fragen-Kurzinterview“ vorstellen dürfen.
Professor Dr. Werner Schnatterbeck:Diese Reihe beginnen zu dürfen, ist natürlich eine Ehre für mich. Besten Dank auch für den Glückwunsch.
Pressesprecher CDU Bruchsal:Wie ich aus meinem familiären Umfeld weiß, sind sie vor etlichen Jahren bei der Jungen Union Bruchsal in Ihr politisches Leben gestartet. Bekannte lokale Persönlichkeiten wie Werner Stark und auch Rainer Kaufmann (stimmt das?) waren ihre Mitstreiter. Bitte erzählen Sie aus ihrem politischen Lebenslauf, bitte nehmen Sie im Besonderen folgende zwei Punkte in den Fokus.

• Wie kamen sie zur Jungen Union, was war ihre Motivation?
• Wie hat es Ihre Familie aufgenommen, dass sie vor 6 Jahren entschieden, erneut für den Gemeinderat zu kandidieren?
Professor Dr. Werner Schnatterbeck:Zur JUNGEN UNION kam ich tatsächlich über Rainer Kaufmann. Eigentlich neigte ich zur damaligen Zeit eher zur Jugendorganisation der SPD, die allerdings schwächelte. Wir sehen es hier: Häufig ist die persönliche Ansprache entscheidend, um Menschen für die politische Arbeit zu gewinnen. In der JU wurde gerade das Grundsatzprogramm „Für eine humane Gesellschaft“ erarbeitet. Diese grundsätzliche Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Staat sprach mich dann auch in besonderer Weise an. Vor allem, weil es dort hieß:“Die Erarbeitung politischer Grundsätze und Forderungen verlangt Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Ideen und Meinungen sowie eine freie innverbandliche Auseinandersetzung…Die JUNGE UNION akzeptiert weder verfestigte personelle und organisatorische Strukturen noch überholte Selbstverständlichkeiten und Gewohnheiten der CDU/CSU…“ Mit Klaus Bühler und Werner Stark lernte ich dann auch Verbandsvertreter kennen, mit denen ich mich gut verstand und die ich auch sehr interessant und anregend fand. Für beide, wie auch später für Roland Kneis und Bernd Doll, traf zu, dass unser politischer Diskurs nicht durch unsere unterschiedlichen Sicht- und Zugangsweisen eingeschränkt wurde. 1973 wurde ich dann bereits JU-Kreisvorsitzender als Nachfolger von Klaus Bühler und 1976 jüngster Stadtrat in Bruchsal, als er in den Deutschen Bundestag einzog. Über viele Jahre verstand ich mich als Vertreter der JU innerhalb der CDU-Fraktion und ich darf sagen, dass ich keinen leichten Stand hatte.

Meine Frau und meine Kinder wussten sehr genau, wie schwer es mir fiel, als ich 2002 nach 26 Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit, davon 9 Jahre als ehrenamtlicher Stellvertreter von OB Doll, berufsbedingt, allerdings in freiwilliger Entscheidung, den Stadtrat verließ. Und so gab es auch keinerlei Widerstand gegen eine erneute Kandidatur 2014, die wiederum durch persönliche Ansprache, dieses Mal durch die meines Tennisfreundes Raimund Glastetter, bedingt war. Auch mein geschätzter Klassenkamerad Günther Brüstle hatte seinen Anteil daran.
Pressesprecher CDU Bruchsal:Was bewegt Sie persönlich aktuell lokalpolitisch am meisten bzw. welche wichtigen Themen stehen im GR an?
Professor Dr. Werner Schnatterbeck:Da möchte ich mich tatsächlich auf einige wenige Punkte beschränken. Die großen Themen liegen auf der Hand: Mit der Bahnstadt entsteht ein neuer Stadtteil, der durch die Unterführung angebunden wird, und der vor allem die Bereiche Wohnen, technische Innovation, Kultur, Sport und Gastronomie miteinander verbinden wird. Das neue Feuerwehrhaus dort ist ein Glücksfall für die Stadt, das in der Folge die Entscheidung herausfordert, den seitherigen Standort, der durch die Reichspogromnacht 1938 seine besondere Geschichte hat, achtsam zu gestalten und zu nutzen. Es wird der bisher dazu gepflegte dialogische Prozess in weitere Entscheidungsstadien geführt werden, welche dann zu einem Ergebnis führen sollen, das unter geschichtlichen, kulturellen, städtebaulichen und finanziellen Gesichtspunkten verantwortet werden kann. Eine besondere Herausforderung liegt in der angedachten zukunftsorientierten Gestaltung des Ostteils des Bahnhofsbereichs. Dass es mir ein besonderes Anliegen ist, die Arbeit im Bereich der Stadtgeschichte zu fördern, dürfte nicht überraschen. Dazu gehört auch eine besondere Sensibilität im Umgang mit historischer Bausubstanz, um auch für künftige Generationen die Entwicklungsphasen der Stadt nachvollziehbar zu machen.

Wichtig ist mir aber vor allem die politische Kultur, nämlich ein respektvoller Umgang miteinander im Ringen um die besten Lösungen. Unser Stadtklima muss ökologisch zuträglich sein, aber auch das politische bestimmt die Lebensqualität. Mir scheint, dass diese Aufgabenstellung in Bruchsal eher größeres Gewicht bekommen muss.
Pressesprecher CDU Bruchsal:Unausweichlich ist wohl die Frage nach Corona/Covid19: Welche Maßnahmen fanden sie bundes-/landespolitisch gut und welche Entscheidungen hätten Sie, wenn Sie Entscheidungsträger gewesen wären, nicht getroffen bzw. abgelehnt?
Professor Dr. Werner Schnatterbeck:Als Nichtfachmann ist es sehr schwer, eine richtige Einschätzung vorzunehmen. Dennoch wage ich zu sagen, dass die Maßnahmen der Bundesregierung zwischen März und Mai im Wesentlichen richtig waren. Die Daten der schweren Krankheitsverläufe sprechen für sich. Angesichts der jetzigen Infektionszahlen halte ich allerdings manches für widersprüchlich. Aus meiner Sicht wäre es jetzt wichtig, bundesweit darauf abzuzielen, dass wenige Vorgaben möglichst effektiv eingehalten werden. Mit der zunehmenden Unübersichtlichkeit verstärkt sich die Neigung, eigenen trügerischen Einsichten zu folgen. Unverzichtbar auf dem Weg zur Normalität sind das Abstandsgebot, die Appelle zur Hygiene sowie umsetzbare Konzepte als Voraussetzungen für größere Veranstaltungen. Die Corona-App wurde in unserer Familie heruntergeladen. Eine lokale bzw. regionale Reaktion auf Infektionen wird die notwendige Akzeptanz finden. Dass unser Gesundheitswesen an manchen Stellen einer Überprüfung und Nachsteuerung bedarf, wurde deutlich. Dass dabei als Maßstab der Mensch dienen soll und nicht in erster Linie wirtschaftliche Kennzahlen, legt uns bereits das anfangs erwähnte Grundsatzprogramm der JU von 1973 nahe.

Corona wird sich leider als der große Vorbehalt gegenüber den genannten städtischen Projekten erweisen. Manche bisherige Priorität wird sich wegen der Folgen verändern müssen. Umso mehr gilt auch hier, dass es besonders wichtig ist, mit kühlem Kopf und in großer Offenheit, ohne Ideologie und ohne Populismus, Daten zu erheben, Sachverhalte zu bewerten, den fairen Dialog zu führen und in Verantwortung vor der heutigen und vor künftigen Generationen Entscheidungen zu treffen.
Pressesprecher CDU Bruchsal:Herzlichen Dank für die Zeit, die sie sich heute für uns genommen haben.
Professor Dr. Werner Schnatterbeck:Gerne! Wann bekommt man mal ein solches Forum? Die örtliche Presse ist dabei ja nicht besonders förderlich. Ich verweise auf meine Stellungnahme kürzlich im Gemeinderat.
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